Im nördlich von Chemnitz gelegenen Sachsenburg befand sich ein frühes Konzentrationslager (1933–1937). Zu den Häftlingen gehörten neben Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern auch Geistliche. Fünf der 24 inhaftierten Geistlichen amtierten zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung im Vogtland. Ihre „Schutzhaft“ war eine persönliche Ausnahmesituation und ein singuläres Politikum im nationalsozialistischen Deutschland. Wie kein anderes frühes Konzentrationslager wurde Sachsenburg zu einem zentralen Austragungsort von Konflikten zwischen NS-Funktionären und vor allem Vertretern der evangelischen Kirche.
Im April 1935 besuchte der sächsische Gauleiter Martin Mutschmann die im KZ Sachsenburg inhaftierten Pfarrer. Dabei diffamierte er den Netzschkauer Pfarrer Gotthold Tzschucke als „größte Wühlmaus des Vogtlandes“. Diese Episode zeigt, welche Bedeutung Mutschmann den örtlichen Auseinandersetzungen zwischen NSDAP-Funktionären und kirchlichen Funktionsträgern beimaß. Die Geistlichen selbst sahen sich im Spannungsfeld zwischen anfänglicher Begeisterung für die neuen Machthaber und der zunehmenden Einflussnahme des NS-Staates auf kirchliche Strukturen, die schließlich zur Spaltung der Gemeinden zwischen Anhängern der „Deutschen Christen“ und der „Bekennenden Kirche“ führte.
Analog zum Aufbau des Buches möchte die Veranstaltung verschiedene Blickwinkel auf die Thematik werfen. So werden Einblicke in die Biografien, v.a. der vogtländische Pfarrer gegeben, familiäre Erinnerungen im historischen Rahmen kontextualisiert und schließlich zur Reflexion über Formen der Auseinandersetzung mit dieser vielschichtigen Geschichte angeregt.
Buchpräsentation am 11. November 2023, 19:00Uhr im ColoridoTREFF, Dittrichplatz 8 in Plauen
Weitere Buchpräsentationstermine sind geplant:
27. Januar 2024 in Chemnitz
2. Juni 2024 in Sachsenburg
Das Buch kann beim Verlag bestellt werden.