Schutzhaftlagerführer von September 1934 bis September 1935
Adjutant des Kommandanten von November 1935 bis August 1937
Gerhard Weigel nahm vier Jahre lang führende Positionen im KZ Sachsenburg ein. Zwei Jahre lang war er als Schutzhaftlager für den Häftlingsbereich verantwortlich, anschließend als Adjutant die „rechte Hand“ des Kommandanten. Nach Auflösung des KZ Sachsenburg wurde Weigel in weiteren Konzentrationslagern eingesetzt. Zuletzt leitete er die SS-Baubrigaden und verantwortete dabei den Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen.
Als Sohn eines Steuerbeamten wurde Weigel am 23. Februar 1908 im sächsischen Flöha geboren. Nach der Oberrealschule machte er eine Lehre im Installateur- und Heizungshandwerk. Weigel organisierte sich früh im Chemnitzer „Frontbann“, einer Auffangorganisation für verbotene rechte Wehrorganisationen. Bereits als 19-Jähriger trat er 1927 der Hitlerjugend bei, 1929 schloss er sich NSDAP und SA an. In Bautzen, wo er mittlerweile lebte, wechselte er von der SA zur SS.
Anfang der 1930er-Jahre war Weigel meist ohne Arbeit. Die Nationalsozialisten verschafften ihm nach der Machtübernahme 1933 kleinere Tätigkeiten. Als entscheidend für seine Karriere sollte sich seine Berufung zum SS-Sonderkommando Sachsen im Juni 1934 erweisen, wo er eine dreimonatige Ausbildung durchlief. Damit gehörte er der 3. Standarte der „Politischen Bereitschaft“ an, welche im August 1934 das KZ Sachsenburg übernahm.
Aufgrund seiner Berufsausbildung setzte ihn die SS im KZ Sachsenburg als Lageringenieur ein. Doch schon bald sollte er zu einer bestimmenden Person im Lager werden: Im September 1934 wechselte er in den Kommandanturstab und wurde zum Schutzhaftlagerführer ernannt. Im Auftrag des Kommandanten sorgte er für „Zucht und Ordnung“ im Häftlingsbereich.
Weigel billigte Misshandlungen von Gefangenen oder stiftete SS-Männer dazu an, Gewalt auszuüben. Er war auch daran beteiligt, wie der jüdische Sozialdemokrat Max Sachs im Oktober 1935 zu Tode gehetzt wurde.
Der Sturmführer Weigel, ein versoffenes Subjekt, schrie laut über den Hof: „Seht euch dieses faule Schwein an! Du gehst in Arrest, du Oberhalunke!“
Der ehemalige Häftling Johannes Bretschneider in Tausend Kameraden Mann an Mann, 1987, S. 42
Im November 1934, nachdem Arthur Rödl die Funktion des Schutzhaftlagerführer übernommen hatte, wurde Weigel zum Adjutanten ernannt. In dieser Funktion unterstützte er die Arbeit des Kommandanten Bernhard Schmidt und vertrat ihn bei dessen Abwesenheit. Außerdem war Weigel als Lageringenieur für Bauprojekte des Konzentrationslagers verantwortlich. Im September 1936 wurde er für seine „Verdienste“ zum SS-Obersturmführer befördert.
Als das KZ Sachsenburg im August 1937 aufgelöst wurde, kam Weigel in das im Aufbau befindliche KZ Buchenwald. Dessen erster Kommandant Karl Otto Koch kannte Weigel bereits von seiner Zeit als Führer des SS-Sonderkommandos Sachsen und als KZ-Kommandant in Sachsenburg. Erneut als Lageringenieur eingesetzt, übernahm Weigel eine wesentliche Rolle beim Aufbau des KZ Buchenwald.
Ein halbes Jahr später wurde Weigel zunächst als Lageringenieur im KZ Sachsenhausen eingesetzt. Bald darauf wurde er aus dem KZ-System abberufen, war aber weiterhin an Bauprojekten der SS beteiligt. Als Führer verschiedener SS-Baubrigaden verantwortete er den Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen, die Trümmer beseitigen, Leichen bergen und Bomben entschärfen mussten. Im Oktober 1944 wurde Weigel Inspekteur sämtlicher SS-Baubrigaden. Dabei war er auch für acht SS-Eisenbahnbaubrigaden verantwortlich, die als „Konzentrationslager auf Schienen“ gelten. Zahlreiche Häftlinge wurden unter Weigels Verantwortung „auf der Flucht erschossen“ oder kamen bei Unfällen oder Bombenangriffen ums Leben.
Nach dem Zweite Weltkrieg arbeitete Weigel weiter als Ingenieur, er wurde niemals angeklagt. Am 13.7.1998 starb Weigel in Flintsbach im Alter von 90 Jahren im oberbayerischen Flintsbach am Inn.
Text: Volker Strähle