Kommandant von Oktober bis Dezember 1934
Karl Otto Koch war der erste offiziell amtierende Kommandant des KZ Sachsenburg, nachdem die SS das Lager im August 1934 übernommen hatte. Weniger als drei Monate lang führte er das KZ, wo er eine strenge Lagerordnung durchsetzte. Für Koch stand Sachsenburg am Beginn einer steilen Karriere im KZ-System. Später leitete er für viereinhalb Jahre das Konzentrationslager Buchenwald.
Koch wurde am 2. August 1897 als Sohn eines Standesbeamten in Darmstadt geboren. Nach der Volksschule absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg. In den 1920er-Jahren hatte Koch Mühe, ein bürgerliches Leben zu beginnen. Alleinstehend und arbeitslos trat er im März 1931 in die NSDAP ein, die ihm einen Job als Kassenverwalter beschaffte. Im selben Jahr trat er auch der SS bei, für die er schon bald hauptamtlich tätig war.
Im Herbst 1933 entsandte ihn die SS nach Dresden, wo er das SS-Sonderkommando Sachsen aufbaute. Zum Obersturmführer befördert, übernahm Koch nach dem inszenierten „Röhm-Putsch“ Ende Juni 1934 das bislang SA-geführte Konzentrationslager Hohnstein. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits seine spätere Frau Ilse Köhler kennengelernt, die in Dresden beschäftigt war.
Im Oktober 1934 wurde Koch erster offizieller Kommandant des KZ Sachsenburg. Er löste den kommissarischen Kommandanten, den Sturmführer Max Simon, ab, der das Lager im August 1934 mithilfe des SS-Sonderkommandos übernommen hatte. Kochs Aufgabe war es, das KZ Sachsenburg nach den Vorstellungen des Inspekteurs der Konzentrationslager, Theodor Eicke, um zu gestalten. Er setzte eine rigorose Lagerordnung durch, Verstöße durch Häftlinge wurden hart bestraft. Als Hobbyfotograf lichtete Koch den Lager-Alltag ab.
Heute ist es (Sachsenburg) das gefürchteste Konzentrationslager Deutschlands. Dies bestätigen Gefangenen und SS-Leute, die in Dachau und Lichtenburg waren. Das Martyrium für die Sachsenburger Gefangenen begann mit der Übernahme des Lagers durch das „SS-Sonderkommando Sachsen“ […] . Weiter wurde die Arbeitszeit verlängert und täglich fünfmal Appell angesetzt.
Ehemaliger Häftling Hugo Gräf in einem Bericht in der Arbeiter Illustrierten Zeitung, 1936.
Ende des Jahres 1934 wurde Koch als Sachsenburger Kommandant durch Walter Gerlach abgelöst. Im Offizierskasino feierten die SS-Führer seinen Abschied. Viele SS-Führer hatten schon im Sonderkommando Sachsen unter Koch verdient, einigen von ihnen verschaffte er später Posten im KZ-System. Der Zusammenhalt verschiedener Dienstgrade wurde bei Feiern im Kasino der “Führervilla” demonstriert.
Zunächst wurde Koch als Wachtruppenführer ins KZ Esterwegen entsandt, ehe er im Februar 1935 für kurze Zeit Schutzhaftlagerführer im KZ Lichtenburg wurde. Fast ein Jahr amtierte er als Kommandant des KZ Columbia. Nach einigen Monate als Kommandant des KZ Esterwegen wurde er ab September 1936 mit dem Aufbau des KZ Sachsenhausen beauftragt. Koch ermutigte die SS-Männer, brutal gegen „Verstöße“ gegen die Lagerordnung vorzugehen. Ende 1936 ließ er vor aller Augen sechs Häftlinge foltern und an Pfähle hängen, weil sie einen Fluchtversuch begangen hatten.
Koch galt als durchsetzungsstarker SS-Führer. Im Juli 1937 wurde er deshalb mit der Leitung des neuen KZ Buchenwald beauftragt. Koch nutzte seine Position, um sich massiv am Besitz von Häftlingen zu bereichern. Dies ging seinen Vorgesetzten zu weit: Ende 1942 wurde er als KZ-Kommandant entlassen.
Einige Monate lang leitete Koch das Kriegsgefangenenlagers der Waffen-SS Lublin, das später als KZ Majdanek weitergeführt wurde. Nach dem Ausbruch von 80 sowjetischen Kriegsgefangenen fiel er allerdings in Ungnade. Von seinem Posten enthoben, wurde Koch zum Reichspostministerium abgeschoben.
In dieser Zeit geriet Koch in den Fokus von Ermittlungen wegen Korruptionsvorwürfen, 1943 wurde er verhaftet. Im Dezember 1944 befand ihn ein SS-Gericht für schuldig, während des Krieges Staatsgelder veruntreut und Häftlinge zur Vertuschung der Verbrechen ermordet zu haben. Auf Befehl des Reichsführer-SS, Heinrich Himmler, wurde Koch am 5. April 1945 im KZ Buchenwald erschossen.
Text: Volker Strähle, ergänzt mit Materialien von Anna Schüller