Walter Gerlach

Kommandant von Januar bis April 1935

Bundesarchiv Berlin
Signatur: R/9361 / III 526116 Seite: Foto Gerlach

Walter Gerlach war 1935 nur für drei Monate Kommandant des KZ Sachsenburg. In den Erinnerungsberichten von Häftlingen hat er kaum Spuren hinterlassen. Anschließend setzte ihn die SS mehrere Jahre im KZ Dachau ein. Der Erste Weltkrieg und die Straßenkämpfe der Weimarer Republik hatten Gerlach geprägt, er galt als impulsiv und gewalttätig.

Gerlach wurde am 25. August 1896 als Sohn eines Tischlermeisters in Gusow im märkischen Oderland geboren. Als 1918 der Erste Weltkrieg begann, unterbrach er seine Maurerlehre und meldete sich zum Militär. Rückblickend schwärmte er von dem Gemeinschaftserlebnis im Schützengraben.

Nach Kriegsende stieg er in den Holzwarenbetrieb seines Vaters ein, wurde Geschäftsführer. In dieser Zeit wurde er wegen Versicherungsbetrugs mehrfach verurteilt. Er heiratete, vier Kinder wurden geboren. Aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage musste er seinen Betrieb aufgeben. Später behauptete er, jüdische Unternehmer hätten ihn in den Ruin getrieben.

1930 trat er der NSDAP und kurz darauf der SS bei. Ihn faszinierte ihn die Atmosphäre der Gewalt in der Endphase der Weimarer Republik. Gerlach organisierte Straßenkämpfe, galt als „politischer Hitzkopf.“ Seit August 1932 mit der Führung einer SS-Standarte in Frankfurt/Oder beauftragt. Wegen gewalttätiger Übergriffe geriet er in Konflikt mit Vorgesetzten.

Weil Gerlach in finanziellen Schwierigkeiten steckte, beschaffte ihm die SS nach der NS-Machtübernahme eine hauptamtliche Stelle. Die Geheime Staatspolizei ernannte ihn im August 1934 zum Kommandanten des Berliner Gestapo-Gefängnisses „Columbia-Haus“. Dort waren Misshandlungen politischer Gefangener an der Tagesordnung.

Die Führung der berüchtigten Haftstätte qualifizierte Gerlach für eine KZ-Karriere. Anfang 1935 trat er seinen Dienst als Kommandant des KZ Sachsenburg an. Nur rund drei Monate lang übte Gerlach die Tätigkeit aus. Über sein konkretes Verhalten im Lager ist wenig bekannt. Bei Häftlingen scheint er wenig Eindruck hinterlassen zu haben.

Gerlachs Abberufung aus Sachsenburg war offenbar Folge einer Auseinandersetzung mit dem sächsischen Reichsstatthalter und Gauleiter Martin Mutschmann. Das Büro des Reichsstatthalters hatte von Gerlach Informationen über die Behandlung der Pfarrer im KZ Sachsenburg verlangt. Am Telefon hatte Gerlach Mutschmann forsch abgewiesen, ohne zu wissen, dass der Gauleiter persönlich am Apparat war.

Ab April 1935 war Gerlach Adjutant des Dachauer KZ-Kommandanten. Auch in Dachau galt er als „leicht erregbar“. Nach einer Sauftour ging Gerlach gewaltsam gegen Passanten vor und widersetzte sich seiner Festnahme. Zunächst hatte der Vorfall keine Konsequenzen für ihn. 1936 wurde er sogar zum Standartenführer befördert.

Gerlach geriet in Konflikt mit dem neuen Dachauer Kommandant Hans Loritz. Als dieser ihn loswerden wollte, bat Gerlach um seine Abberufung aus dem KZ-Dienst. Daraufhin übernahm er die Führung einer SS-Standarte in Westpreußen. Dann holten ihn seine Eskapaden ein: Wegen Körperverletzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt verurteilt, drohte ihm der Ausschluss aus der SS. Gerlach stand allerdings weiter in der Gunst Himmlers und blieb im SS-Dienst.

1945 war Gerlach beim Höheren SS- und Polizeiführer in Dänemark im Einsatz. In alliierte Gefangenschaft geraten, war er bis 1948 interniert. Von Ermittlungen gegen ihn ist nichts bekannt. Er starb am 19. April 1964 im hessischen Haiger.

Text: Volker Strähle

Um die Webseite optimal gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies und Analysetools. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.

Weitere Informationen erhalten Sie in der Datenschutzerklärung

Verstanden