Bruno Apitz

Bruno Apitz 1948 in Weimar
Bruno Apitz (1900-1979) erlangte mit seinem Werk „Nackt unter Wölfen“ (1958) weltweite Anerkennung – es war der erste und vielleicht am weitesten ausstrahlende Weltbestseller der DDR-Literatur. Der Stoff berührte in der DDR Tausende Menschen, viele erinnern sich bis heute an die Lektüre des Buches im Unterricht. Apitz erzählt darin die Geschichte eines kleinen jüdischen Jungen, der im Frühjahr 1945 in einem Koffer ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht und bis zum Tag der Befreiung im April 1945 von kommunistischen Häftlingen vor der SS versteckt und damit gerettet wird.

Bis heute wurde das Buch weltweit über drei Millionen Mal verkauft und in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Hinzu kam 1963 Frank Beyers ebenso erfolgreiche DEFA-Verfilmung in Schwarz-Weiß.
Der am 28. April 1900 geborene Bruno Apitz, zwölftes Kind einer Leipziger Arbeiterfamilie, engagierte sich bereits als Jugendlicher politisch. So hielt er als Mitglied des Arbeiterjugendbildungsvereins der SPD am 16. August 1917 vor streikenden Arbeitern eine Rede gegen die Fortdauer des Krieges, woraufhin er verhaftet wurde. Bis kurz vor Ausbruch der Novemberrevolution saß Apitz die ihm auferlegte Strafe in den Anstalten Cottbus und Wohlau (Schlesien) ab. Die Haft hatte entscheidenden Einfluss auf seine spätere Entwicklung. Im Gefängnis begann er Verse zu schreiben und entdeckte seine Lust am schriftstellerischen Schaffen.

1927 trat Apitz der KPD bei. Etwa zur selben Zeit begann er kulturpropagandistisch zu arbeiten und auch zu schreiben. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten nahm man ihn im Mai 1933 für drei Monate in „Schutzhaft“. Gefangen gehalten wurde er zunächst im KZ Colditz. Anschließend kam er ins KZ Sachsenburg, seine dortige Inhaftierung bestätigen schriftliche Zeugnisse von Apitz sowie seine Aufenthaltsbescheinigung für Sachsenburg (Stempel: Schutzhaftlager Sachsenburg/Sa.). Als Eingangsdatum ist der „10.8.1933“ vermerkt; das Entlassungsdatum fehlt auf der Bescheinigung, was eine genaue Datierung seiner Haftzeit in Sachsenburg verhindert. Aus späteren Anklageschriften geht indes hervor, dass er bereits im September 1933 wieder illegal tätig war.
Indem er illegal politische Plakate und Flugblätter gestaltete und anschließend verteilte, beteiligte sich Apitz am Wiederaufbau der KPD und kämpfte aktiv gegen den Nationalsozialismus. 1934 wurde er abermals verhaftet. Es folgte die Verurteilung wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ und die Inhaftierung im Zuchthaus Waldheim. Nach Verbüßung der Haftstrafe wurde Apitz 1937 ins KZ Buchenwald überführt, wo er als Häftling Nr. 2417 acht Jahre seines Lebens, bis zur Befreiung des Lagers, gefangen gehalten wurde.

Weitgehend unbekannt ist der breiten Öffentlichkeit bis heute, dass Apitz ein künstlerisch ungemein vielseitig talentierter Mensch war. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller war er Bildhauer, Kabarettist und Schauspieler, er spielte Geige und er zeichnete. Viele seiner autodidaktisch erworbenen Fähigkeiten übte er während seiner KZ-Haft in Buchenwald aus. Im Lager schuf er zahlreiche Skulpturen und Schnitzereien, darunter die vielbeachtete Holzplastik „Das letzte Gesicht“.

Nach dem Krieg arbeitete Apitz unter anderem als Redakteur bei der Leipziger Volkszeitung sowie als Verwaltungsdirektor der Städtischen Bühnen Leipzig. 1955 zog er nach Berlin und schrieb als freischaffender Schriftsteller seinen Buchenwald-Roman „Nackt unter Wölfen“, der ihn über Nacht berühmt machte. Es folgten die Romane „Der Regenbogen“ (1976) und „Schwelbrand“ (postum, 1984) sowie die Novelle „Esther“ (1959).

Gewürdigt mit den höchsten Auszeichnungen der DDR starb Bruno Apitz kurz vor seinem 79. Geburtstag in Ost-Berlin.

Text: Lars Förster
Bild: Akademie der Künste Berlin, Bruno-Apitz-Archiv, Sign. N 16
Weitere Informationen: bruno-apitz.de

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