Max Sachs wurde am 23.9.1883 in Breslau (Wroclaw) geboren. Sein Vater war ein jüdischer Bankier. Nach dem Abitur und einem einjährigen Militärdienst absolvierte er eine Lehre als kaufmännischer Handlungsgehilfe. In Leipzig studierte er zwei Jahre Handelswirtschaft und anschließend Staatswissenschaften in Tübingen. Sein Studium schloss er mit einer Promotion ab.
1906 war Max Sachs in die SPD eingetreten und schrieb als Berichterstatter, Journalist und Redakteur in mehren parteinahen Zeitungen und Zeitschriften. Seit Januar 1911 war er bei der Dresdner Volkszeitung Redakteur für den Bereich Wirtschaft und anschließend für den Bereich Innenpolitik, Außenpolitik und Handel. Nicht nur aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit wurde Max Sachs immer bekannter. Er engagierte sich auch zunehmend politisch und war in diesem Zuge für die SPD Gemeindevertreter in Briesnitz, anschließend Stadtverordneter in Dresden und von 1922 bis 1926 Mitglied im Sächsischen Landtag. 1926 wurde er von der SPD nicht wieder als Kandidat für den Landtag aufgestellt und er widmete sich fortan vor allem der journalistischen Tätigkeit.
Im März 1933 wurde Max Sachs verhaftet, im Dresdner Polizeipräsidium inhaftiert, gefoltert und anschließend in das Gefängnis Mathildenstraße verbracht. Nach vier Monaten gelang es der Familie, Max Sachs Freilassung zu erreichen. Jedoch erhielt er die Auflage sich zweimal täglich bei der Polizei zu melden. Am 23.9.1935 wurde er erneut verhaftet und im KZ Sachsenburg eingesperrt. Dort wurde er über mehrere Tage lang gefoltert, misshandelt und geschlagen.
An einem warmen Sommertag 1935 steht unter mehreren neu hinzugekommenen Häftlingen ein starker, kräftiger Mann. Etliche SS-Leute stehen mit entsicherten, schussbereiten Gewehren hinter den Häftlingen. Mein Freund sagt leise zu mir: ‚Du, dreh dich mal um, dort steht der Redakteur Dr. Sachs von der Volkszeitung Dresden’. Viel war im Moment nicht zu beobachten, weil wir alle scharf bewacht wurden. Als ich im Schlafsaal an meinem Bette stehe, sehe ich wenige Meter von mir entfernt, wie ein SS-Mann den Genossen Sachs, der ganz erschöpft und mit Schweiß bedeckt ist, an ein Bett ohne Strohsack und Decke führt. Am kommenden Morgen, nachdem alle Häftlinge zur Arbeit eingeteilt waren, stellte ich fest, dass Sachs den Jauchekommando zugeteilt worden war. Dieses Kommando war besonders verrufen. Das Jauchekommando hatte noch nicht lange mit der Arbeit begonnen, da hatten die SS-Bestien den Genossen Sachs schon in die Abortgrube geworfen. Er wurde dann herausgezogen, vollständig entkleidet und nackt in den Waschraum gebracht. Hier wurde Sachs in die Waschmulde gelegt, über der sich die Hähne der Wasserleitung befanden, und mit Schrubbern bearbeitet. Als Sachs nach dieser Behandlung nicht mehr gehen konnte, wurde er an den Füßen gepackt und durch den Tagesraum die Treppe hinunter geschleift, so dass sein Kopf auf jede Stufe aufschlug. Dann wurde er in einen Arrestraum geschafft, der jenseits des Hofes lag. Niemand sah, dass Sachs etwas zu essen erhielt. Am Nachmittag schleppte ihn die die SS in den Steinbruch, wo er halbnackt und halbtot in einer Jauchepfütze lag. Immer wieder wurde er hochgerissen und ihm ein 18-pfündiger Hammer in die Arme gelegt, wobei sie ihn halten mussten. Dann ließen sie ihn auf Kommando los, worauf er unter dem Gelächter dieser Mordbuben zusammensackte und der schwere Hammer auf den Leib schlug. Dann wurde er mit Wasser und Jauche übergossen, bis er wieder zu sich kam. Als wir abends zum Appell angetreten waren, wurde der Genosse Sachs in einem Schubkarren auf den Platz gefahren und vor der Front umgekippt. Der Sturmführer Weigel, ein versoffenes Subjekt schrie laut über den Hof: „Seht euch mal das faule Schwein an! Du gehst in den Arrest, du Oberhalunke!“ In der Nacht hörten wir unter den Klängen lauter Musik aus dem SS-Raum, wo Sachs gefoltert wurde, lautes Schreien. Als ich (W. Steinbach) am anderen Morgen Wasser im Waschraum holen musste, sah ich, wie die SS im Waschraum den Genossen Sachs, der nackt auf dem nassen Boden lag, erneut mit Schrubber und Wasser bearbeitete. Sein Körper sah von Kopf bis Fuß grün und blau aus und zeigte starke rote Striemen. Kurze Zeit später wurde dann bekanntgegeben, dass Sachs an Herzschlag gestorben sei.
Am 5.10.1935 verstarb Max Sachs. Die Heimbürgin Charlotte Hunger untersuchte den Leichnam von Max Sachs und stellte die Spuren der Misshandlungen fest und machte dies öffentlich. In der Folge kam es nach einer Untersuchung der Oberstaatsanwaltschaft Chemnitz 1936 zu einem Prozess vor dem Landgericht Chemnitz und zu einer Verurteilung einiger Beteiligter.
Die Frau und Tochter waren nach Bielefeld gezogen, weil ihr Haus in Dresden im Zuge der Verhaftung enteignet wurde. Dort wurde Max Sachs am 12. Oktober 1935 beerdigt. Max Sach´s Ehefrau blieb in Bielefeld, bis sie 1948 das Haus in Dresden zurückerhielt. 1946 und 1961 kam es vor dem Landgericht Dresden zu einer erneuten Verurteilung der am Mord von Max Sachs beteiligten Personen. In Köln fand zudem 1966 ein weiterer Prozess statt. Außerdem wurde 1945 die Straße in der die Familie Sachs wohnte in Max-Sachs-Straße umbenannt und am Wohnhaus eine Gedenktafel angebracht.
Quellen:
Swen Steinberg, Sachs, Max, in:
Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky,
Online-Ausgabe (8.6.2017)
VVN-BdA Chemnitz: Sachsenburg. Dokumente und Erinnerungen. Neuauflage, S. 71-75.
Bild: Wikipedia Max Sachs