Arthur Rödl

Schutzhaftlagerführer von September 1935 bis Juli 1937

Bundesarchiv Berlin
Signatur: R / 9361 / III 550836
Seite: Rödl A

Arthur Rödel entstammte der frühen bayerischen NS-Bewegung. Als verdienter „alter Kämpfer“ wurde er 1934 mit einem Posten im KZ Lichtenburg belohnt. Im September 1935 kam er als Schutzhaftlagerführer in das KZ Sachsenburg. Rödl galt als brutal. Nach Auslösung des Lagers setzte er seine KZ-Karriere fort, er stieg bis zum Kommandanten des KZ Groß-Rosen auf.

Rödl wurde am 13. Mai 1898 in München geboren, sein Vater war Kassenbote, seine Mutter führte ein Zigarrengeschäft. Nach der Volksschule begann er 1912 eine Schlosserlehre, die er jedoch nicht beendete. Im Ersten Weltkrieg kam er in Frankreich zum Einsatz.

1919 heiratete der 21-Jährige eine 33-jährige Frau, kurz darauf kam eine Tochter zur Welt. Frustriert über die Kriegsniederlage, schloss er sich dem Freikorps „Bund Oberland“ an, 1921 wirkte er an der Niederschlagung polnischer Aufstände in Oberschlesien mit. Bereits früh unterstützte Rödl die Nationalsozialisten, 1923 nahm er am „Hitler-Putsch“ in München teil. 1928 trat er Rödl der SS und NSDAP bei. 1930 ernannte ihn Himmler zum SS-Standartenführer.

Nach der NS-Machtübernahme wurde Rödl im April 1933 Führer in der „Politischen Bereitschaft“ München. Im November 1934 wechselte Rödl in den Konzentrationslager-Dienst: Er wurde Führer der Wachtruppe „Elbe“ im KZ Lichtenburg. Im September 1935 übernahm der frisch ernannte Obersturmbannführer dort die Funktion des Schutzhaftlagerführers.

Rödl verstieß wiederholt gegen Vorschriften, weshalb er vor einem SS-Gericht angeklagt wurde. Allerdings wurde er nicht aus dem KZ-Dienst entlassen, sondern „zur Bewährung“ nach Sachsenburg geschickt. Dort war er ab September 1935 Schutzhaftlagerführer unter dem Kommandanten Schmidt. Die beiden kannten sich aus dem KZ Lichtenburg. Schmidt wusste von Rödls Schwächen, sah in ihm aber einen „brauchbaren SS-Führer“, „wenn er ständig scharf gehalten“ werde und „unter Kontrolle steht.“

Unter dem Schutzhaftlagerführer Rödl verschlechterten sich die Haftbedingungen im KZ Sachsenburg. Rödl war unter Häftlingen wegen seiner Brutalität gefürchtet, persönlich nahm er Kontrollen in den Schlafräumen der Gefangenen vor. Wenige Wochen, nachdem Rödl seinen Posten in Sachsenburg angetreten hatte, wurde der jüdische SPD-Politiker Max Sachs zu Tode gefoltert.

Am Tag darauf teilte Rödl den versammelten Häftlingen mit, dass „der Jude Sachs einem Herzschlag erlegen ist“.

Den Zorn seiner Vorgesetzten zog Rödl 1936 auf sich, als er einem ausländischen Besucher – wahrscheinlich Sven Hedin – das KZ Sachsenburg zeigte. Dabei gab er offenbar Einblicke in die Lagerrealität, anstatt ein geschöntes Bild zu präsentieren.

14 Tage vor Weihnachten 1936 war der Asienforscher Sven Hedin mit seiner Schwester im Lager. Als er den Lagerführer Rödel fragte, wie lange die „Leute“ im Lager gehalten werden, log Rödel: 3-4 Monate. Wir standen im Kreis um Hedin herum. Ein Kamerad sagte, er sei schon über 1 Jahr hier. Hedin machte ein verblüfftes Gesicht. Rödel sagte, dass der betreffende Kamerad jetzt entlassen würde, er sei ein Ausnahmefall.

Ehemaliger Häftling Philipp Günther in „Tausend Kameraden Mann an Mann“, 1987, S. 44

Während Häftlinge, die mit Hedin gesprochen hatten, bestraft wurden, kam Rödel angesichts der Blamage glimpflich davon. Der Inspekteur der Konzentrationslager, Theodor Eicke, wollte den ungeliebten SS-Führer zwar aus dem KZ-Dienst entlassen. Doch Himmler hielt die Hand über seinen „Kameraden“ aus Münchner Tagen. Allerdings durfte er den Kommandanten nicht mehr vertreten.

Als das KZ Sachsenburg im Juli 1937 aufgelöst wurde, wurde Rödl Schutzhaftlagerführer des neuen KZ Buchenwald. Dorthin war auch ein Großteil der Sachsenburger KZ-Häftlinge verlegt worden. Rödl war „grausam, korrupt und sehr oft betrunken“, berichtete ein SS-Mann später. Rödls Karriere schadete das offenbar nicht.

Im Mai 1941 stieg Rödl zum Kommandanten des KZ Groß-Rosen in Niederschlesien auf. Die Gefangenen mussten dort im Steinbruch unter brutalen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, viele starben an Erschöpfung. Während Rödl Kommandant war, wurden in Groß-Rosen über 4000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen. Außerdem wirkte Rödl persönlich an der Vernichtung arbeitsunfähiger Häftlingen mit.

Im Zuge der Neuausrichtung des Konzentrationslager-Systems auf Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit wurden 1942 altgediente KZ-Führer durch Verwaltungsexperten ersetzt. Rödl versah daraufhin seinen Dienst in SS- und Polizeieinheiten „im Osten“. Kurz vor Kriegsende war er Kommandeur eines estnischen Bau-Regiments in Thorn. Hier verliert sich seine Spur. Rödl soll Anfang 1945 Selbstmord begangen haben.

Text: Volker Strähle

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