Bernhard Schmidt

Kommandant von April 1935 bis Juli 1937

Bundesarchiv Berlin
Signatur: R / 9361 / III 553583, Dienstlaufbahn Schmidt

Mit einer Dienstzeit von über zwei Jahren Jahren war Bernhard Schmidt der am längsten amtierende Sachsenburger KZ-Kommandant. Er führte das Lager bis zu seiner Auflösung im Juli 1937. Nach seiner Verwendung als Schutzhaftlagerführer in Sachsenhausen und Dachau, fiel Schmidt 1938 in Ungnade und schied aus dem KZ-Dienst aus.

Schmidt wurde am 18. April 1890 als Sohn eines städtischen Beamten im fränkischen Pegnitz geboren. Nach Abschluss der Volks- und Realschule absolvierte er eine Ausbildung im Maschinenbau, brachte es bis zum Bauingenieur. Von Oktober 1912 an leistete Schmidt seinen Militärdienst, im Ersten Weltkrieg kam er als Reserveunteroffizier an die Front.

Nach seiner Entlassung aus dem Militär arbeitete er, wie bereits vor dem Krieg, im Bauamt der Stadt Fürth. 1919 heiratete der 29-Jährige eine sieben Jahre ältere Witwe und übernahm den Gasthof seiner Schwiegereltern in Bayerisch-Eisenstein. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Anfang der 1920er-Jahre schloss sich Schmidt der völkischen Bewegung an und radikalisierte sich zunehmend. Mit Gleichgesinnten organisierte er einen „schwarzen Grenzschutz“, sein Gasthof nahe der tschechischen Grenze diente als Waffenlager. 1925 trat er offiziell der NSDAP bei, wo er später zu den „alten Kämpfern“ zählte. Bereits ab 1930 brachte er sich als Truppführer in die SS ein. Nachdem er einen Sturmbann geleitet hatte, wurde er ab Ende 1932 im SS-Nachrichtendienst eingesetzt.

Als Gastwirt hatte sich Schmidt tief verschuldet. Er bat erfolgreich um einen hauptamtlichen SS-Posten. Zunächst hieß es, er sei wegen seiner fehlenden Erfahrung als KZ-Kommandant nicht geeignet. Doch der Inspekteur der Konzentrationslager, Theodor Eicke, nahm Schmidt im Konzentrationslager Lichtenburg bei Prettin als eine Art Auszubildender an.

Die chaotische Personalpolitik der SS und die Praxis, altgediente „Kämpfer“ mit Posten zu versorgen, ermöglichte einen schnellen Aufstieg: Bereits im Juli 1934 wurde Schmidt als Kommandant des KZ Lichtenburg eingesetzt und bald darauf zum SS-Obersturmbannführer befördert.

Im April 1935 wurde Schmidt Kommandant des KZ Sachsenburg. Schmidt übernahm das KZ Sachsenburg zu einem Zeitpunkt, als die Zahl der Gefangenen stark zunahm: Waren es bei seinem Dienstantritt im April 1935 noch 600 Häftlinge, stieg die Zahl bis November auf einen Höchststand von 1305 Gefangenen an. Er ließ sich auch im Gefangenenbereich blicken.

Standartenführer Schmidt […] in unerhörter Weise seine Leute zu Folterungen antreibt. Er ist die richtige Kreatur für Himmler und Eicke, die beiden Hauptverantwortlichen an diesen mittelalterlich-babarischen Methoden. […] Er lässt sich in Gegenwart von Gefangenen nur mit einer grünen Schutzbrille sehen, da er fürchtete einmal wiedererkannt zu werden. Er bewohnt die Villa (verschämt „Führerhaus“ genannt) umsonst, er hat einen Mercedes-Wagen zur alleinigen Verfügung – umsonst; er bezieht monatlich 750 Mark und steckt dabei wegen seiner üblen Leidenschaften in Schulden bis über beide Ohren.

Hugo Gräf, Arbeiter Illustrierte Zeitung, 1936

Im September 1935 erfuhr Schmidt eine weitere Beförderung, indem er zum SS-Standartenführer ernannt wurde. Als im Juli 1937 das KZ Sachsenburg aufgelöst wurde, setzte die SS ihn als Schutzhaftlagerführer im KZ Sachsenhausen ein. Im März 1938 wechselte er in gleicher Funktion ins KZ Dachau. Doch schon kurz darauf kündigte ihm die SS wegen „immer schwächer werdenden Leistungen“. Ende 1938 wurde Schmidt als Leiter des Luftschutzbundes in Bremen eingesetzt. Erfolglos bemühte er sich um eine erneute Verwendung in der SS.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Schmidt wieder mit seiner Ehefrau in Eisenstein. Dort starb er am 6. September 1960, ohne dass er jemals juristisch zur Verantwortung gezogen worden war.

Text: Volker Strähle

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