Annäherungen mit dem Fahrrad

Fahrradtour von Döbeln nach Sachsenburg

Eine Möglichkeit sich der Geschichte des KZ Sachsenburg und dem Gedenkort anzunähern ist mit dem Fahrrad. Am 8. Juni 2019 veranstaltete die Geschichtswerkstatt Sachsenburg gemeinsam mit dem Treibhaus Döbeln und dem Bündnis für Demokratie und Toleranz Frankenberg, gefördert durch den Lokalen Aktionsplan Mittelsachsen eine Fahrradtour von Döbeln nach Sachsenburg und zurück. Insgesamt nahmen 14 Menschen mit den unterschiedlichsten Fahrrädern und Konditionen teil. Im folgenden wird die Strecke, mögliche Rastplätze und inhaltliche Stationen beschrieben, damit jedeR, der/ die Interesse haben die Route nachfahren können.

Auf dem Weg nach Sachsenburg, Juni 2019

Strecke: Insgesamt sind für eine Strecke 30km zu bewältigen. Es geht häufig bergauf und es sind insgesamt 256 Höhenmeter aufwärts in mehreren Etappen zu bewältigen. Ab und zu wird man mit einer steilen Abfahrt belohnt. Die Strecke ist daher anspruchsvoll mit vielen Bergen und verläuft meist auf Fahrradwegen und Dorfstraßen. Nur wenige, kurze Abschnitte sind auf Bundesstraßen zu fahren. Landschaftlich ist es sehr abwechslungsreich, zunächst führt der Weg an der Mulde entlang, später über die Felder, zuletzt durch den Wald. Für weniger Konditionierte ist ein E-Bike empfohlen, mit dem die Strecke gut gemeistert werden kann (wurde getestet).

Streckenbeschreibung (Link zu GoogleMaps): Wir fahren von Döbeln an der Mulde über Sörmitz, Mahlitzsch bis Niederstriegis. Dann über Hohenlauft und an der Striegis durch Grunau nach Naundorf. Dann kreuzen wir die 169 bei Greifendorf. Fahren über Moosheim nach Rossau, durch den Rossauer Wald nach Irbersdorf. Wir durchfahren die Dörfer Irbersdorf und Sachsenburg bis zum Fabrikareal an der Zschopau.

Pausenmöglichkeiten: Niederstriegis am Sportplatz, Greifendorf am Schmiedelandhaus und Rossau an der Wasserskianlage. Hier besteht auch die Möglichkeit ein begleitendes Versorgungsfahrzeug zu parken.

Inhaltliche Stationen

Döbeln im Nationalsozialismus: Die Geschichte der frühen Konzentrationslager in Sachsen ist keine Geschichte von einzelnen Orten in Sachsen, sie betrifft jeden Ort. Denn schon im März 1933 wurden politische Gegner der Nationalsozialisten in ganz Sachsen verhaftet und in die ersten Konzentrationslager eingesperrt. Im Amtsgericht in Döbeln wurden von Anfang März bis April 1933 die ersten Menschen festgehalten. Die genaue Häftlingszahl ist nicht bekannt.

Zwischenstation am Abzweig nach Böhrigen, Juni 2019

Abzweig nach Böhrigen, bevor es nach Naundorf bergauf geht: Die Inhaftierungen betrafen auch die Menschen in den kleinsten Dörfern in Sachsen. Die erste KPD-Zelle in Böhrigen bestand nach dem ersten Weltkrieg aus Adolf Markus, Alfred Israel, Louis Wurzinger und Curt Rockstroh. Curt Rockstroh wurde 1888 geboren und war Begründer des Fußballvereins Helvetia 04. Er wurde 1933 verhaftet und nach Hainichen verbracht. Der 1870 in Heinrichsort geborene Louis Wurzinger wurde am 13. Juni 1933 verhaftet. Er war regelmäßig nach Döbeln gelaufen, um dort um KPD Versammlungen zu besuchen. In der KPD-Ortsgruppe gewann Louis Wurzinger einen immer größeren Einfluss. 1932 wurde er auf Platz 1 der KPD Liste gewählt und zog in die Kommunalvertretung ein.

„Am 13. Juni 1933, einem Dienstag wurde Louis Wurzinger in Böhrigen festgenommen. Er hatte sich in den Zug von Häftlingen einzureihen, der von Roßwein kam und über Hainichen und Frankenberg zum KZ Sachsenburg marschierte. Zum „Begrüßungs-Appell“ mussten sich die neuen Gefangenen als Chor in einer Jauchengrube aufstelle. Ein Kamerad riet dem „guten Sänger“, die erste Strophe des Deutschlandliedes – „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“ laut mitzusingen, weil er sonst einen Eimer Jauche über den Kopf bekäme. Der Aufenthalt dauerte für den inzwischen 62jährigen Mann wohl „nur“ einige Wochen, doch als er zurückkam, hatte er Tränen in den Augen und schwieg. Lediglich die Gesangs-Episode sickerte in der Familie durch.“

Eberhard Keil: Striegistal im Krieg 1939-1945: Ein Weltkriegspanorama aus der Dorfperspektive. 2017, S.25.

Mehr Informationen zu Louis Wurzinger ebenfalls im genannten Buch.

Irbersdorf, altes Spritzenhaus: In Irbersdorf befindet sich eine Gedenktafel, die an die Opfer des zweiten Weltkrieges erinnert. Unter den genannten befindet sich auch Otto Fickert. Er war Friseur in Sachsenburg und wegen seiner Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas 1935 für zwei Monate im KZ Sachsenburg inhaftiert. Am 14. Januar 1940 verstarb Otto Fickert im Konzentrationslager Sachsenhausen. Die genauen Umstände sind nicht bekannt. Leider finden sich über das Leben von Otto Fickert keine Informationen an der Gedenktafel.

Altes Spritzenhaus in Sachsenburg, Juni 2019

Sachsenburg, Kirche: Auch der Ort Sachsenburg war eng mit dem Konzentrationslager verbunden. Die Bauern lieferten zum Beispiel Milch und Lebensmittel in das Konzentrationslager und profitierten so von der Existenz des Lagers. Aber es regte sich auch Protest: 1935 nach der Ermordung von Max Sachs zeigte die Heimbürgin von Sachsenburg, Charlotte Hunger den Tod der Polizei an, da sie beim Waschen der Leiche massive Folterspuren entdeckt hatte. Daraufhin kam es zu Ermittlungen und einem Prozess, bei dem allerdings zwei Häftlinge verurteilt wurden.

Auf dem Gelände des früheren KZ Sachsenburg stehen mittlerweile Informationstafeln, die besichtigt werden können. Nach Anmeldung, kann auch ein begleiteter Rundgang angeboten werden.

Rundgang in Sachsenburg, bevor die Rückfahrt nach Döbeln angetreten wird, Juni 2019.

 

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