März
Das Jahr startete mit dem ersten Dialogforum im März. „Großdenken und Weiterdenken“ war das Fazit der Beteiligten. Mit Blick auf die anstehenden Entscheidungen war dies ein wichtiges Signal.
April
Den Auftakt für das erste Jahresprogramm bildete der erste öffentliche Rundgang über das Gelände in Sachsenburg. Es blieb jedoch nicht bei diesem einen Rundgang. Insgesamt wurden 2018 mehr als 350 Menschen über das Gelände begleitet. Darunter waren Angehörige, Schülerinnen und Schüler, Interessierte und Engagierte aus anderen Gedenkstätten.
Mai
„D. h. ehrlich gestanden weiß ich nicht, wo Frankenberg ist.“ Schrieb Rosemarie Sacke am 10. Mai 1935 an ihren Mann, der ab Mai 1935 im KZ Sachsenburg inhaftiert war.
Die Veröffentlichung des ersten Briefes wird am 10. Mai zum Auftakt des Briefprojektes. Wenige Tage später informiert Dr. Volker Hölzer über die Biografie von Georg und Rosemarie Sacke in der Volkshochschule Chemnitz. Auf den ersten Brief folgen 52 weitere und bis November können Interessierte den Briefwechsel nachverfolgen.
Am 27. Mai gründeten wir den Verein Geschichtswerkstatt Sachsenburg. Für uns ein wichtiger Schritt: Wir wollen neue Interessierte gewinnen, uns für die Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZ Sachsenburg einsetzen, aber auch die Geschichte des Ortes vor 1933 und nach 1937 in den Blick nehmen.
Juni
Beim Sachsenburger Dialog wurde er offiziell vorgestellt: Der Sammelband zur Geschichte des KZ Sachsenburg, herausgegeben von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und dem Hannah-Arendt-Institut. Wichtige Forschungsergebnisse wurden präsentiert, führten aber auch zu neuen Fragen.
Nachdem 2017 das Konzept bei der Stiftung Sächsische Gedenkstätten eingereicht wurde, gab es im Juni viele positive Signale. Die Gremien der Stiftung befürworteten das Konzept und der Stadtrat beschloss den Auf- und Ausbau der Gedenkstätte. Der Stadtrat entschied sich für die kleinste aller möglichen Lösungen – den Ausbau der früheren Kommandantur für eine Ausstellung ohne Einbeziehung von Fabrik und ehemaliger Kommandantenvilla. Laut Beschluss des Stadtrates sollen die Grundmauern der Kommandantenvilla erhalten werden. Ein vielleicht kleiner Erfolg – jedoch wird nicht deutlich, was „Grundmauern“ tatsächlich bedeutet. Aus unserer Sicht wurden mit dem Beschluss viele Potentiale für einen Lern- und Demokratieort mit vielfältigen Räumen verschenkt – schade.
Juli / August
Sommerpause – zumindest ein bisschen: Während des Sommers konnten wir wieder einige Gruppen über das Gelände begleiten. So bekamen wir auch eine Anfrage des Sächsischen Sozialministeriums und durften kurz darauf die engagierten MitarbeiterInnen und die Ministerin Petra Köpping über das Gelände begleiten. Vielen Dank für die interessanten Gespräche!
September/Oktober
Der Herbst steht im Zeichen der Vernetzung in Sachsen und über die Landesgrenzen hinaus. Die Sächsische Landesarbeitsgemeinschaft zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (kurz sLAG) gründet sich und die Geschichtswerkstatt ist dabei. VertreterInnen der Gedenkstätten an Orten früher Lager treffen sich in Bad Urach und die Geschichtswerkstatt kann sich vorstellen und Erfahrungen austauschen. Weitere Rundgänge mit vielen Teilnehmern über das Gelände zeigen das große Interesse an der Geschichte.
November
Das Jahresprogramm findet in einer Lesung mit SchülerInnen des Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasiums seinen Abschluss. Sie lesen aus den Briefen von Georg und Rosemarie Sacke. Ein bewegender Abend, wenn die Worte ehemaliger Häftlinge auf einmal wieder Stimmen bekommen.
Und wir berichten öffentlich weiter: Vom Engagement in Sachsenburg, von den kleinen und großen Hürden auf dem Weg zur Gedenkstätte. Viele Menschen hören zu und stellen Fragen – in der Synagoge in Chemnitz, im Ariowitsch-Haus in Leipzig, im Schauspielhaus in Chemnitz. Danke an alle, die uns zu Wort kommen lassen haben.
Dezember
Fünf SchülerInnen aus Frankenberg erhalten ihr Zertifikat nachdem sie die „Guide-Ausbildung“ absolviert und ihre MitschülerInnen in einem Rundgang über das Gelände begleitet haben. „Es ist wichtig, dass wir an die Geschichte hier in der Region erinnern“ so oder ähnlich resümiert ein Guide am Ende des Rundganges. Doch viel wichtiger: in vielen Gesprächen während der Ausbildung haben wir uns über die Geschichte ausgetauscht; Quellen angeschaut und gelesen. Wir haben versucht zu verstehen und uns der Geschichte zu nähern. Schön, dass das Wissen und diese Erfahrung jetzt weitergeben werden kann.
Aus dem Rückblick wird ein Ausblick
Wir blicken also auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Unser Engagement wurde auch in den Medien und der Öffentlichkeit sichtbar und wir konnten viele Menschen erreichen. Einiges ist auf den Weg gebracht und wird im nächsten Jahr schon sichtbar sein, wie die Außenraumausstellung „Pfad der Erinnerung“. Unterstützende Worte und Beschlüsse gab es in diesem Jahr auch aus dem Land Sachsen und aus der Stadt Frankenberg. Das freut uns. Doch leider sind wir noch nicht dort, wo es einmal hingehen soll. Viele Angehörige warten noch auf die Beantwortung ihrer Anfragen, viele Akten warten noch darauf eingesehen zu werden, viele Menschen warten auf den nächsten öffentlichen Rundgang, SchülerInnen warten auf die nächste Guideausbildung, die Guides warten auf ihre ersten Rundgänge, alle warten auf die Gedenkstätte.
Und wir? – Wir warten nicht. Wir planen: Das nächste Jahr. Wir wollen das pädagogische Angebot erweitern, wir wollen neue Guides ausbilden, wir wollen Anfragen so gut wie möglich beantworten, wir wollen weitere Akten einsehen, wir wollen ein neues Jahresprogramm auflegen, weitere Rundgänge anbieten, neue Mitglieder werben, wir wollen mit Interessierten ins Gespräch kommen und wir wollen die Demokratie stärken, weil wir wissen, wie fragil sie ist.
Es gibt also 2019 eine ganze Menge zu tun. Wir bedanken uns bei allen MitstreiterInnen, Förderern und UnterstützerInnen und wünschen Ihnen ein gesundes neues Jahr mit viel Kraft und Mut für die vielen kleinen und großen Aufgaben.